Einleitung

1.1 Ausgangssituation

Weldergoven nimmt innerhalb der Ortsteile und Dorflagen der Stadt Hennef eine besondere Position ein: Der ehemals dörflich geprägte Ortskern hat sich im Grundsatz recht gut erhalten, seine Kulturgeschichte ist in der räumlichen Fügung wie im Ausdruck einzelner Gebäude noch gut ablesbar. Um den alten Kern hat sich in mehreren Erweiterungsstufen neue Wohnbebauung gelegt und das Dorf stark verändert. Aufgrund der Lage Weldergovens, weniger als 1 km vom Rand des Zentralortes Hennef entfernt und tangiert von zahlreichen Infrastrukturtrassen, der Autobahn A 560, der B 478, der L 333 und der Eisenbahnstrecke Köln – Au hat sich ein „Zwischenort“ entwickelt, der vom innerörtlichen Siedlungsbereich nahezu eingeholt, einerseits die Merkmale des Stadtrands aufweist, andererseits aber seine dörfliche Identität und Besonderheit bewahren konnte. Dies drückt sich auch in einem ausgeprägten Zugehörigkeitsgefühl der Weldergovener Bewohner aus. Ebenso unterstützt die Lage des Ortes am unmittelbaren Rand der Siegaue, quasi herausgeschoben in den Talraum, geschützt durch einen Hochwasserdeich, die Besonderheit des Ortes.

Vor dem Hintergrund dieser charakteristischen Merkmale einerseits und den sich mit der städtebaulichen Entwicklung von Hennef-Ost abzeichnenden Veränderungen andererseits sollen über eine Dorfentwicklungsplanung Möglichkeiten untersucht werden, vorhandene Potentiale zu sichern, respektive weiterzuentwickeln, Defizite zu beseitigen und neue Entwicklungschancen aufzuzeigen.

1.2 Rahmenbedingungen

Die Interessengemeinschaft Weldergoven hat am 12.02.1994 den Antrag gestellt, für Weldergoven einen „Dorfentwicklungsplan“ zu erstellen. Die Interessengemeinschaft bittet um eine Gesamtplanung, die sowohl zur Infrastruktur (Verkehrsführung, Straßengestaltung, Parkplätze, Kindergarten, Spiel- u. Bolzplatz, Versorgung usw.) als auch zur Ökologie (Entsiegelung, Siegaue, usw.) Aussagen trifft. Des weiteren soll speziell auf die räumliche Entwicklung Weldergovens, die Erhaltung des Dorfkerns sowie Bedarf und Perspektive der Kleingartenanlage eingegangen werden. Die Stadt Hennef hat zunächst die Zwischenergebnisse der städtebaulichen Rahmenplanung abgewartet, um auf dieser Grundlage Umfang und Inhalt eines Dorfentwicklungskonzeptes für Weldergoven qualifiziert beurteilen zu können. Die städtebauliche Rahmenplanung reicht im Norden von der Sieg – und schließt hier die Ortslage Weldergoven mit ein – bis zum Stadtteil Geißbach im Süden. Ziel dieser Rahmenplanung ist die landschaftsverträgliche Entwicklung eines eigenständigen Stadtteils mit Wohnen und einem Gewerbe- und Technologiegebiet. Gleichzeitig soll die Eigenständigkeit Weldergovens, soweit dies nach der bereits errichteten Neubebauung möglich ist, erhalten und die ursprüngliche Dorflage gestärkt werden.

Für die Rahmenplanung Hennef-Ost wurde am 3.7.1996 ein Workshop mit dem Ausschuss für Planung und Verkehr der Stadt Hennef durchgeführt. Nach mehrmaliger Behandlung der Planungen im zuständigen Ausschuss der Stadt, der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange in drei Sitzungsrunden, zuletzt mit dem fertiggestellten Rahmenplan, beschloss der städtische Ausschuss am 4.3.1997: „Die vorgelegte städtebauliche Rahmenplanung wird der Entwicklung von Hennef-Ost zugrunde gelegt.“ Weiterhin sind die Ergebnisse der Bürgeranhörung, die am 16.4.1997 durchgeführt wurde und die Abstimmung mit den Trägern öffentlicher Belange (hier konnte ein umfassender Konsens erzielt werden) in den Schlussbericht der Rahmenplanung eingeflossen. Darüber hinaus hat der städtische Ausschuss folgenden Beschluss gefasst: „Mit der Interessengemeinschaft Weldergoven sind die zur Dorfentwicklungsplanung Weldergoven durchzuführenden Arbeiten zusammen mit dem Planungsbüro zu besprechen. Hierbei sollen die Belange, die die „Kleingartenanlage“ betreffen, besonders erörtert werden. Die Abstimmungsergebnisse sind dem Ausschuss für Planung und Verkehr vorzulegen.“

Vor diesem Hintergrund hat die Landesanstalt für Ökologie, Raumordnung und Forsten/ Landesamt für Agrarordnung NRW das Büro für Stadtplanung und Stadtentwicklung, Hamerla, Dortmund am 2.12.1997 beauftragt, einen Dorfentwicklungsplan für das Dorf Weldergoven zu erstellen. Die Erarbeitung erfolgt mit der Werkgemeinschaft Freiraum, Aufmkolk – Hirschmann – Sinke, Nürnberg.

1.3 Vorgehensweise

Dorfentwicklung ist ein Planungs- und Meinungsbildungsprozess, der auf der historischen Entwicklung aufbauend, auf Dauer angelegt werden sollte.

Neben der Erhebung des Bestandes, der Analyse und der fachlichen Bewertung sind die informellen Beurteilungen und Vorstellungen der Betroffenen von besonderer Wichtigkeit. Denn Dorfentwicklung kann nur über den Konsens und hier über der Mitwirkungsbereitschaft der Bevölkerung insbesondere bei der Realisierung von Maßnahmen und Aktionen, erfolgreich gestaltet werden.

Deshalb wurden die betroffenen Bürgerinnen und Bürger zu Beginn der Untersuchung über deren Möglichkeiten und die Ziele der Dorfentwicklung in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Amt für Agrarordnung und der Stadt Hennef informiert (19.5.1998). In vier Arbeitskreissitzungen mit Vertreterinnen und Vertretern der „Interessengemeinschaft Weldergoven e.V.“ wurden deren Wünsche und Anregungen aufgenommen und diskutiert und die Planungsvorschläge erörtert. In nahezu sämtlichen Zielvorstellungen und Maßnahmenvorschlägen, die die direkte Dorfentwicklung betreffen, konnte Einvernehmen erzielt werden bzw. wurden Kompromisse gefunden. Eine gravierend abweichende Beurteilung besteht in erster Linie bei der Anbindung des Dorfes an den öffentlichen Personennahverkehr und besonders bei der Busführung.

Die Fachbehörden wurden frühzeitig in die Konzepterarbeitung einbezogen. Neben direkten Arbeitskontakten wurden die Träger öffentlicher Belange bisher in einer Veranstaltung am 30.9.1998 informiert. Ihre Anregungen wurden in den Entwurf des Dorfentwicklungsplanes einbezogen.

Die Kriterienkataloge der Arbeitskreise Dorferneuerung/Dorfökologie und Dorferneuerung/Bau- und Denkmalpflege beim Amt für Agrarordnung fanden Beachtung.