Historische Ereignisse

Die Erschließung für die öffentliche Ver- und Entsorgung

Der Einzug der Versorgungstechnik in Weldergoven begann kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit dem Anschluss an das öffentliche Stromnetz im Frühjahr 1914. Am 26. März wurde zuerst das elektrische Licht in Betrieb genommen. Die Anlage kostete im Haus Nr. 8 = 110,80 Mark, Nr. 9 = 45,– Mark und Nr. 11 = 80,– Mark. Dies war natürlich eine bedeutende, wenn auch sehr teure Neuerung, die das spärliche Talglicht ablöste, das in der Regel zwischen Küche und Stube in einer Wandöffnung stand, um dadurch die beiden Räume gleichzeitig zu beleuchten. Entsprechend sparsam ging man auch mit dem Strom um und achtete peinlich darauf, dass keine Lichtquelle unnötig eingeschaltet war. Defekte Glühbirnen versuchte man in einer Art Geduldspiel zu reparieren, in dem man die freien Glühdrahtenden wieder zusammen- brachte und die unbrauchbar gewordenen Sicherungen alter Art wurden verbotener- und gefährlicherweise durch Überbrückung mit einem Draht geflickt.

Es vergingen dann noch 42 Jahre, bis 1956 die öffentliche Wasserversorgung mit einer Leitung von Hennef nach Weldergoven kam. Bis dahin wurde das Wasser mit der Handpumpe aus Hausbrunnen gefördert, soweit sie vorhanden waren. Anderenfalls musste man den öffentlichen Brunnen benutzen, der sich beim Haus Nummer 15 heute „Zum Brünnchen“ – danach benannt – Nummer 14 befand. Er bestand aus einem etwa ein mal ein Meter großen ummauerten Wasserloch von normal etwa ein Meter Tiefe. Daraus wurde das Wasser geschöpft. Bei Sieg- hochwasser stieg auch das Brünnchen gewaltig an und lief schließlich über. Für die Textil- wäsche wurde das wegen seiner Weichheit besonders geeignete Regenwasser gebraucht. Man sammelte es aus den Dachrinnen in großen Blechtonnen. Insgesamt 16 Häuser hatten einen eigenen Brunnen, wovon nur noch ganz wenige erhalten geblieben sind.

Zur Erschließung einer größeren Baulandfläche auf dem Flurstück „Im Boden“, die von der Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“ erworben worden war, wurde im Jahre 1980 die Abwasserkanalisation von Hennef nach Weldergoven geführt. Das gleiche gilt für eine Erdgasleitung. Es kam aber nur zum Anschluss des Oberdorfes, südlich der Linie Siegstraße – Zum Brünnchen. Erst 1991 wurde die Erdgasleitung in einige Bereiche des Unterdorfes weitergeführt.

Einen Anschluss an das öffentliche Fernsprechnetz gab es wohl erst in den 1930er Jahren, und zwar in der Posthilfestelle Pütz, zugleich Gastwirtschaft im Haus Nummer 7, Siegstraße 21. Weitere private Anschlüsse dürften in den 1950er Jahren hinzugekommen sein.

Bemerkenswert ist, das die Müllentsorgung erst etliche Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die Dörfer erreichte. Bis dahin wurde der allerdings sehr geringe Abfall teils am Siegufer verbrannt, teils in irgendein natürliches Loch geworfen. In Weldergoven war dieser allgemein benutzte Platz „die Lei“, der tote Siegarm. Unvergängliche Abfälle gab es damals, als Plastikmaterial noch nicht bekannt war, kaum. Häufiger fielen Blechdosen an, die man aber bis zu völligem Verschleiß benutzte. Mit Hilfe einer von Hand zu betreibenden Maschine, dem LANICO, war es möglich, die Blechdeckel sowohl luftdicht auf die Konservendosen aufzusetzen, als auch die alten Ränder bei gebrauchten Dosen abzuschneiden, so dass sie wieder verwendbar waren. Die Dosen wurden dadurch zwar immer niedriger, was aber für den Hausgebrauch keine Rolle spielte. Eingemacht wurde auf diese Weise die Wurst vom Selbstgeschlachtetem.