Bestand und Bewertung

3.1 Siedlungsentwicklung

Die zeitlich gestufte Darstellung der Siedlungsentwicklung zeigt eindrucksvoll, dass sich das Dorf Weldergoven bis 1945 baulich auf den historischen Ortskern konzentriert hat. Ein Großteil der Dorfanlage ist bereits im Urkatasterplan von 1826 enthalten. Diese räumliche Ausdehnung hatte bis zum 2. Weltkrieg Bestand, bauliche Ergänzungen fanden im direkten Anschluss an die bestehende Bebauung statt.

Die erste Nachkriegserweiterung war die Hubertussiedlung, 14 Einfamilienhäuser, zwei davon in Doppelhausform, entstanden im Zuge der Wohnraumbeschaffung für Flüchtlingsfamilien aus den Ostgebieten. Dieser durch das Gemeinnützige Christliche Siedlungswerk, Arbeitsgemeinschaft Warth-Weldergoven errichtete Siedlungsbereich schließt sich direkt an das Dorf an. Durch die separate Platzierung wurden die räumlichen Voraussetzungen für die später ausufernde Siedlungstätigkeit geschaffen.

In den 60er Jahren entstand die Kleinsorge-Siedlung mit 5 Häusern des sozialen Wohnungsbaus „Im Burghof“ sowie „Im Hohlweg“ wie auch die Sponsky-Siedlung mit vier Häusern am Birkenweg.

Insgesamt wurde in den Jahren von 1945 bis 1975 vier mal mehr Fläche besiedelt als in der gesamten vorherigen Entwicklungszeit des Dorfes Weldergoven.

Die ehemals dörfliche Struktur Weldergovens wurde jedoch in besonderer Weise durch die beiden neuen Wohnbaubereiche in Süden („Auf der Harth“) und Westen („Irlenweg“) verändert. Die verdichteten Doppel- und Reihenhaussiedlungen sind heute (leider) typisch für viele Stadtrandlagen, die dörflichen Strukturen vermögen sie weder in ihrer städtebaulichen Anordnung und der Größe der Grundstücke und Gebäude, noch durch das Erscheinungsbild der Siedlungskomplexe einschließlich des Straßenraumes einzubinden und zu integrieren.

Die Bevölkerung wuchs analog zur Siedlungsentwicklung. Weldergoven zählte 1826 20 Wohnhäuser bzw. Hofstellen, 1875 lebten 130 Familien mit bereits 650 Personen im Dorf. Mit dem Bau der Bröltalstraße im Jahre 1851 sank die Bedeutung Weldergovens. Der damalige Kommunikationsweg (Weldergovener Weg, heute Siegstraße) hatte keine Verbindungsfunktion mehr, die bis 1945 aufrecht erhaltene Fährverbindung wurde als Verkehrsbeziehung unwichtig, Weldergoven lag mehr oder weniger an einer Sackgasse. Erst nach dem 2. Weltkrieg nahm die Bevölkerungszahl wieder sprunghaft zu. Heute (März 1998) zählt Weldergoven 1128 Einwohner.

Plan: Urkataster von 1826
Plan: Siedlungsentwicklung (Dorfkern, schwarz – Gebäude bis 1900)
3.2 Bau und Nutzungsstruktur

Weldergoven stellt sich als nahezu reiner Wohnort dar. Er besteht überwiegend aus Einfamilienhäusern, die im historischen und älteren Dorfbereich meist freistellend sind sowie aus Reihen- und Doppelhäusern in den Neubaugebieten. Im alten Dorfkern weisen auch heute noch die Nebengebäude ein nahezu gleiches bauliches Gewicht auf wie die Hauptgebäude. Der Geschosswohnungsbau ist bis auf wenige Einzelgebäude in kleinen zusammenhängenden Siedlungsbereichen (Birkenweg, Im Burghof, Auf der Harth) untergebracht.

Bis auf die Gärtnerei „Am Rosenhügel“ befinden sich keine Gewerbebetriebe am Ort.

Wichtige Infrastruktureinrichtungen sind der Kindergarten, die Dorfscheune und die Telefonzelle. Der neu errichtete Kindergarten stellt auch Plätze für nicht Weldergovener Kinder zur Verfügung. Für das Dorfleben relativ unbedeutend ist die kleine Pension „Im Hohlweg“.

Darüber hinaus ist die Geschossigkeit der Gebäude dokumentiert worden. Die Karte zeigt eine ungefähr gleichgewichtige Mischung aus ein- und zweigeschossigen Gebäuden. Zu berücksichtigen ist, dass zum Teil Wohnflächen mittels zweigeschossigem Dachausbau vergrößert wurden, so dass diese Gebäude faktisch nur ein Vollgeschoss aufweisen, aber die Firsthöhe eines Dreigeschossers besitzen.

3.3 Entwicklung des lnfrastrukturangebotes

Die Erhebung und Kartierung der Entwicklung der Infrastrukturangebote zeigt die erheblichen Funktionsverluste, die das Dorf Weldergoven im Laufe der Zeit hinnehmen musste.

vorhandene Funktionen:

  • Bushaltestelle, Siegstraße / Birkenweg
  • Imkerei, Im Burghof 7
  • Telefonhäuschen, Siegstraße / Kreuzstraße
  • Kindergarten, Auf der Harth seit 1995
  • Pension Weiser, Im Hohlweg 10 seit 1989
  • Gärtnerei Kirstges, Bodenstraße 6 seit 1955 / 56
  • Dorfscheune, Siegstraße 15 1987 Grundsteinlegung
  • Werbeagentur Hagen, Im Kleebungert 10
  • Allner Hof, Siegstraße, jeden Freitag Bauernmark
  • Kleingartenverein, Gründung 1918, Birkenweg, Grundstücksankauf 1950

verlorene Funktionen:

  • Weimannshaus, Peter Kraus, Siegstraße 11, Landwirtschaftsbetrieb, Urkataster 1826, 41 Morgen
  • Landwirtschaftlicher Betrieb, (Kleinbauer), Gustav Sponsk, Siegstraße 20 bis 1960
  • Hof Rings, Fam. Rings, Siegstr. 26, Urkataster 1826
  • Hof Heide mit Kelterhaus, Familie Heide, Kreuzstraße 7, Urkataster 1826
  • Schreinerei Happ, Siegstraße 30, Betrieb vor dem 2. Weltkrieg eingestellt (ca. 1930)
  • Landwirtschaftlicher Betrieb, (Kleinbauer), Peter Pütz, Siegstraße 25, bis 1960
  • Wirtschaft Schmitz, Kreuzstraße 2, von 1974 -1975
  • Hof Schmitz, Matthias Schmitz, Grafenbungert 2, Urkataster 1826
  • Hof Giesen, Wilhelm Giesen, Siegstr. 19, Zum Brünnchen 2 und 4 Urkataster 1826, 16 Morgen
  • Könsgenhof, Matthias Wingen, Im Hohlweg 1, Urkataster 1826
  • Adolph Heuser, Zum Brünnchen 12, Urkataster 1826, 15 Morgen
  • Fliegende Händler, bis ca. 1950, Weinverkäufer, Lumpensammler, Scherenschleifer Musiker usw.
  • Fähre / Fährkneipe,Verlängerung Zum Brünnchen, 1830
  • EDEKA Ladengruppe, Siegstraße 24, von 1960 bis 1985
  • Pütz Wirtschaft, Dorfbäckerei, Siegstraße 21 bis 1935, Kegelbahn 1 904-1974 W. Pütz, jun. 1974-1975 Schmit
  • Fuhrt durch die Sieg, Verlängerung der Siegstraße, Zum Brünnchen
  • Kolonialwarengeschäft, Siegstraße 19, von 1897 bis 1960, 1960 Verlegung in die Siegstraße 24
  • Steg über die Sieg, Verlängerung der Straße Zum Brünnchen, ca. 1930 – 1933

Das Dorf Weldergoven hat sich zunehmend als reiner Wohnstandort entwickelt, dem nahezu sämtliche, das Dorfleben stützenden Infrastruktureinrichtungen verloren gegangen sind. Kein Lebensmittelgeschäft, keine Bäckerei, keine Gaststätte, keine Kleinbetriebe und Hofanlagen (Nebenerwerbsstellen) befindet sich mehr in Weldergoven. Selbst die „Fliegenden Händler“ mit umfassenderem Warenangebot sind seit 1950 ferngeblieben. Einzig die ab 1987 errichtete Dorfscheune der Interessengemeinschaft Weldergoven e.V. dient der Allgemeinheit als Treffpunkt und stellt Räumlichkeiten für Dorffeste und private Feiern zu Verfügung. Sie ist räumlicher Kristallisationspunkt für die Erhaltung und Entwicklung der Dorfgemeinschaft.

Das Dorfentwicklungskonzept kann kein privatwirtschaftlich betriebenes Infrastrukturangebot erzeugen, kann also nicht direkt bewirken, dass sich Geschäfte, Gaststätten, Ausflugscafes oder ähnliches in Weldergoven ansiedeln. Es will aber Anstoßwirkung hierzu geben und Rahmenbedingungen schaffen, die die Realisierungschancen verbessern.

Auch die Entwicklung neuer Wohngebiete in Hennef-Ost, einerseits räumlich getrennt, andererseits gut zu Fuß erreichbar, bietet neue Möglichkeiten zur Niederlassung von Versorgungseinrichtungen. Das neue Bevölkerungspotential wird zusätzliche Bedarfe auslösen und Angebote nach sich ziehen, die die jeweiligen spezifischen Standortvorteile nutzen. So können beide Ortslagen profitieren.

Dies gilt auch in besonderer Weise für den neuen S-Bahn-Haltepunkt Hennef-Ost, der von Weldergoven aus nur 5 – 7 Fußminuten entfernt liegt und durch den geplanten 20-Minuten-Takt ein hervorragendes Verkehrsinfrastrukturangebot darstellen wird.

3.4 Baubewertung des historischen Dorfkerns

Im historischen Ortskern wurde die bauliche Substanz der Gebäude und das Erscheinungsbild untersucht. Hieraus werden die charakteristischen Gestaltmerkmale des Dorfes, der Erhaltungs- und Erneuerungsaufwand, sowie Empfehlungen zum Denkmalschutz abgeleitet.

Bewertet wurde der historische Dorfkern mit insgesamt 49 Häusern, zuzüglich Nebengebäuden. Als Grundlage zur räumlichen Abgrenzung des historischen Dorfkerns von Weldergoven werden der Urkatasterplan von 1826 und der Katasterplan des Jahres 1926 herangezogen. Der Ortskern unterteilt sich in Ober- und Unterdorf. Das Oberdorf definiert sich südlich der Siegstraße bzw. südlich der Straße Zum Brünnchen, das Unterdorf durch alle Häuser nördlich des genannten Straßenverlaufes.

Die Baubewertung bezieht sich auf die äußere Erscheinung und deren Gestaltungsqualität, die Standfestigkeit, Geschossigkeit und Materialwahl der einzelnen Bauteile (Außenwand, Fenster, Türen, Dach ), im Sinne des historischen Dorfbildes. Bei allen Wohnhäusern, die nach 1900 erbaut wurden, wird deren Maßstäblichkeit in Bezug auf das historische Dorfbild zugrunde gelegt. Weiter wurde die Nutzungsentwicklung aller Häuser und Nebengebäude festgehalten. Die Ergebnisse der Baubewertung sind im einzelnen für jedes einzelne Haus in einer separaten Expertise dokumentiert, die als Anlage beigefügt ist.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die landwirtschaftliche Nutzung heute keine Rolle mehr spielt. Eine Sonderstellung nimmt der Allner Hof mit Pferdehaltung und Bauernmarkt ein. Der Wohnzweck steht heute im Vordergrund. Der alte Dorfkern beinhaltet 7 Baudenkmäler:
Im Hohlweg 1, Siegstraße 11, Siegstraße 20, Siegstraße 26, Siegstraße 28, Siegstraße 30, Zum Brünnchen 12. Zusätzlich sind drei Gedächtnismäler an der Siegstraße 11 aufgestellt. Es handelt sich dabei um ein Heiligenhäuschen, ein Wegekreuz und ein Kriegergedächniskreuz. Bei den historischen Fachwerkhäusern Zum Brünnchen 2, Zum Brünnchen 8 und Kreuzstraße 5 wird empfohlen, zu prüfen, ob das Wohnhaus ein Baudenkmal ist. Zusätzliche Überprüfungen im Sinne des historischen Dorfbildes z. B. Sanierungen und Freilegung des Fachwerkes werden bei weiteren Häusern angeraten. Eine besondere Stellung der Baubewertung kommt der Siegstraße 11 zu. Das hervortretende Baudenkmal nimmt am historischen Dorfeingang eine Sonderstellung ein und sollte wie in der Bewertung festgehalten konsequent den ursprünglichen Charakter zurückerhalten. Herauszuheben sind ebenfalls die verputzten Fachwerkhäuser der Grafenbungert 16 und 18. Ihre verlorene Bedeutung als altes Fährhaus sollte wieder markiert werden. Hier gilt zu prüfen, ob eine Rückgewinnung der Gestaltqualität durch Freilegung des Fachwerks möglich ist.

Plan: Baubewertung – Historischer Dorfkern (ohne Allnerhof)
3.5 Verkehr

Weldergoven ist über die Siegstraße, eine gerade verlaufende, mit jungen Bäumen bestandene Allee erschlossen. Diese Straße führt von der B 478 in den Ort, auf ihr liegt kein Durchgangsverkehr, da sich Weldergoven für den Autoverkehr als Sackgasse präsentiert.

Die Straßen und Wege in Weldergoven weisen sehr unterschiedliche Elemente und Zustände auf und sind nur noch in wenigen Bereichen als dorftypisch zu bezeichnen.

Die Gestaltung der Straßen lässt kein Ordnungssystem erkennen. Es bestehen Abschnitte mit und ohne Gehwege. Siegstraße und Bodenstraße haben teilweise noch offene, nicht versiegelte Randbereiche. In der Siegstraße sind darüber hinaus in Abschnitten noch offene, grüne Entwässerungsgräben vorhanden. Dagegen sind die neuen Wohngebiete mit durchgängig versehenem Betonpflaster, mal im Separationsprinzip, mal als Mischfläche ausgebaut, so wie sie in vielen Stadtrandsiedlungen zu finden sind.

Ein dorftypischer Umbau befindet sich bisher lediglich in der Siegstraße im Bereich des historischen Ortskerns. Dieser Bereich nimmt die örtlich schmale Straßensituation auf, indem die Fahrbahn als schmales 4m breites Asphaltband von zwei dreiteiligen Pflasterrinnen aus Naturstein gefasst wird. Die Seitenstreifen sind schmal und unbefestigt, teilweise wassergebunden und teilweise begrünt.

Zur Zeit der Bestandsaufnahme im Frühjahr 1998 noch unbefestigte Wege und Straßen werden seit dem Herbst 1998 ausgebaut, so dass weitere Überlegungen zur Gestaltung dieser Straßen im Zusammenhang mit dem Dorfentwicklungskonzept nicht mehr zum Tragen kommen können.

Der Ortsmittelpunkt, das Straßendreieck Siegstraße Kreuzstraße stellt sich weder als Funktionsfläche für den Verkehr noch als Aufenthaltsbereich eindeutig dar. Der Einmündungsbereich der Kreuzstraße wird durch mittlerweile sehr dicht stehende Bepflanzungen eingeengt, so dass hier die Einsicht in die Siegstraße verloren geht und zu Gefährdungen führt. Es entstehen dunkle unübersichtliche Bereiche, eine Platzwirkung geht verloren und somit jegliche Aufenthaltsqualität.

Im Bereich der Zusammenführung der „Sammelstraßen“ (Kreuzungsbereich Siegstraße, Birkenweg, Bodenstraße) befindet sich die einzige Bushaltestelle im Ort, so dass hier, vor allem in den Morgenstunden das größte Verkehrsaufkommen in Weldergoven entsteht. Die Straßen mit ihren Nebeneinrichtungen sind auf dieses Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt. Fehlende Bürgersteige in diesem Bereich führen zur Gefährdung der Schüler und anderer Busbenutzer. Der enge Kurvenbereich zur Bodenstraße bietet wenig Einsicht in die Siegstraße und erhöht somit das Gefahrenpotential.

Die Buslinie 532 bindet Weldergoven an das Zentrum Hennef und den Bahnhof an. Der Bus gelangt über die Siegstraße ins Dorf, fährt zuerst eine Schleife über Birkenweg, Gartenweg um dann an der Ecke Siegstraße, Birkenweg an der Haltestelle die Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen, danach verlässt der Bus wieder den Ort über die Siegstraße. Diese Busführung stellt eine erhebliche Belastung für die Bewohner Weldergovens dar. Durch die Schleifenführung wird auch der mit relativ schmalen Straßen versehene alte Dorfkern befahren. Hier ist die Verkehrsgefährdung und die Beeinträchtigung durch Abgase und Lärm besonders hoch. Durch die Sackgassen-Anbindung muss der Bus die Siegstraße wieder zurückfahren, dies ist für alle Seiten störend.

Eine leistungsfähige Busanbindung für Weldergoven sicherzustellen, Fahrwege effektiv zu gestalten und gleichzeitig die Belastung für die Anwohner zu reduzieren, sollte ein wesentliches Ziel für die Entwicklung der Ortslage sein.

Aufgrund der Lage Weldergovens sind gute Fuß- und Radwegeanbindungen, als Schulweg, zum Einkaufen usw. sowie für die Freizeit besonders wichtig. Probleme stellen die Querungen der stark befahrenen Straßen dar. Der auf dem Deich gut ausgebaute Fuß- und Radweg Richtung Hennef- Mitte ist im Abschnitt unter der Bröltalstraßenbrücke in sehr schlechtem Zustand.

Landschaftlich reizvolle Fußwege gehen vom Ort im Tat Richtung Naturschutzgebiet Dondorfer See und vom Oberdorf aus entlang der Steilhangkante nach Süden.

Plan: Verkehrswege – Weldergoven
3.6 Biotoptypenkartierung

Im Rahmen der Bestandserhebung wurde eine Biotoptypenkartierung für das Umfeld (M 1:2000) und den Siedlungsbereich (M 1:1000) gemäß LÖBF-Arbeitsanleitung zur Kartierung im besiedelten Bereich durchgeführt. Die ausführlichen Ergebnisse der damit beauftragten Biologen Wittke und Hoß befinden sich im Anhang.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Weldergoven nur noch in geringem Maße dörfliche Vegetationsstrukturen aufweist. Bei 80 % der aufgenommenen Biotoptypen handelt es sich um nicht schützenswerte Biotope. Der Großteil Weldergovens ist durch eine typische Siedlung von Einfamilienhäusern und Geschosswohnungsbauten charakterisiert, die in ihrem Außenbereich zumeist einen hohen Versiegelungsgrad und strukturarme Ziergärten aufweisen. Im Umfeld Weldergovens befinden sich, abgesehen von der Sieg und ihren Uferpartien, landwirtschaftliche Nutzflächen. Die restlichen 20 % der erfassten Biotope sind schützenswert. Unter diese fallen verschiedene Gehölzbestände und die Sieg mit ihrem Altwasser, angrenzenden Kleingewässern und den sie begleitenden Uferfluren. Des weiteren gehören Brachflächen, Obstbestände, Trockenmauern und alte Gebäude, Bauerngärten und der Deich dazu. Der Erhalt dieser Biotope ist stark vom Grad der Pflege abhängig.

3.7 Landschaftsbild

Das Landschaftsbild im Untersuchungsraum kann als reizvoll, nahezu „idyllisch“ bezeichnet werden. Unter den vielen zu Hennef gehörenden Dörfern gehört Weldergoven zu den Orten, die sich nicht auf einem der Höhenzüge befinden, sondern im Tal liegen und im engen Kontakt zur Sieg stehen. Das Dorf ist von Norden bis Osten umschlossen von der Sieg mit ihren Auenflächen. Den weiteren Rahmen bilden die sich daran anschließenden Hänge.

Für das Landschaftsbild von Westen bis Süden ist die unmittelbare Nähe zum Zentralort Hennef ausschlaggebend. Verkehrstrassen mit begleitenden Gehölzbändern in Form der B 478 im Westen, der L 333 und A 560 im Südwesten der Bahnlinie Hennef-Eitorf im Süden bilden den Abschluss für die großen Acker- und Grünlandflächen, die sich an Weldergoven anschließen. Im Anschluss an die Trassen im Südwesten und Süden beginnt bereits die Stadt Hennef.

Die Teilung in Unter- und Oberdorf resultiert aus der Topographie: Das Unterdorf liegt auf dem Niveau der Niederterrasse, das Oberdorf befindet sich dagegen auf den Schottern der Mittelterrasse, die über dem Sockel des devonischen Grundgebirges liegen. Am östlichen Rand Weldergovens macht sich dies besonders bemerkbar, hier ist eine sehr markante Geländekante vorhanden. Im Westen markiert ein langgestreckter Gehölzbestand den Geländeversprung.

Störend treten die Neubaugebiete im Westen und Süden Weldergovens in Erscheinung. Im Süden ist die Durchgrünung des Baugebietes noch nicht wirksam, im Westen sind die massiven Dächer, die mit einer hohen Dichte innerhalb des Baugebietes korrespondieren, ortsprägend.

Plan: Das Landschaftsbild
Plan: Biotoptypen – Umfeld
Plan: Biotoptypen – Siedlungsbereich
3.8 Ortsrand

Der Ortsrand als Verbindungselement zwischen Siedlung und Landschaft vermittelt zwischen bebautem und unbebautem Raum. Gestalterisch spielt er eine große Rolle, da sich hier eine Siedlung nach außen präsentiert. Die Ortsränder Weldergovens sind von unterschiedlicher Qualität.

Östlicher Ortsrand
Der östliche Ortsrand wird durch die markante Geländekante gebildet und ist damit landschaftlich geprägt. Von hier ergeben sich reizvolle Ausblicke auf die Auenflächen der Sieg.

Nördlicher Ortsrand
Der nördliche Ortsrand weist ebenfalls eine landschaftliche Ausprägung von hoher Qualität auf, ortsrandbildend ist der Hochwasserschutzdeich zur Sieg. An zwei Stellen sind Zugänge zur Sieg möglich, die es zu erhalten gilt. Dies ist der Zugang im Bereich Bing am Ende der Straße „Zum Brünnchen“ , zum anderen handelt es sich um den Zugang beim Hochwasserpumpwerk am Ende der Siegstraße. Die Ausblicke vom Deichweg in die umgebende Landschaft sind sehr reizvoll.

Westlicher Ortsrand
Der nördliche Teil dieses Ortsrandes ist baulich geprägt und kann aufgrund der massiven Bebauung als stark mangelhaft bezeichnet werden. Damit ist auch die Haupteinfahrt von Westen her erheblich gestört. Im südlichen Bereich des Ortsrandes ist das lang gestreckte Feldgehölz prägend.

Südlicher Ortsrand
Wie am Westrand grenzen hier ackerbaulich genutzte Flächen an ein Neubaugebiet. Handlungsbedarf besteht auch hier, wobei die Maßnahmen in Zusammenhang zur städtebaulichen Entwicklungsplanung Hennef-Ost gesehen werden müssen.

3.9 Freiflächen innerhalb des Ortes

Bei den Grünflächen in Weldergoven handelt es sich zum überwiegenden Teil um Privatgärten, zumeist in Form von Ziergärten. Öffentliche Freiflächen, abgesehen von den Straßen, gibt es nur in geringem Maße. Leider sind entlang der Straßen kaum noch offene Säume, wie man sie in einem Dorf erwartet, vorhanden. Eine erwähnenswerte Ausnahme stellen die Straßengräben in der Siegstraße oder die Böschungen an der Straße „Zum Brünnchen“ dar. Öffentliche Grünflächen befinden sich vor dem Deich in Form eines Bolz- und eines Kinderspielplatzes. Ein weiterer Kinderspielplatz liegt im südlichen Neubaugebiet, dort befindet sich auch der neu angelegte Kindergarten mit seinen Außenanlagen. Ein kleiner Grünraum in Kombination mit der Bushaltestelle ist im Kreuzungsbereich Siegstraße-Birkenweg vorhanden.

Besonderheiten Weldergovens sind die Kleingartenanlage und der halböffentliche Raum um die Zeilenbebauung im Birkenweg sowie im Anschluss daran der Bereich um die Dorfscheune, der sich zu einem kleinen Dorfzentrum entwickelt hat. Die weiteren im Dorf vorhandenen freien Flächen sind als Baulücken zu bezeichnen, die größte davon liegt nördlich der Straße „Im Burghof“, eine Parzellierung als Vorbereitung für die Bebauung existiert bereits.

3.10 Baumbestand

Die durchgeführte Baumartenkartierung zeigt ein breites Spektrum verschiedener Arten. Der Ort ist stark mit Bäumen und Sträuchern durchsetzt, Ausnahmen stellen die neuen Siedlungen im Süden und Westen dar. In durchgrünten, älteren Siedlungsteilen befinden sich Gehölze im Wesentlichen in Privatgärten. Die engen Straßenräume bieten Bäumen zumeist nicht den nötigen Raum, dies ist durchaus als typisch zu bezeichnen.

Als Einzelarten fallen im Ortsbild besonders Birke und Fichte auf, wobei das massive Auftreten der Fichte nicht dorf- und standortgerecht ist. Der Anteil an Nadelgehölzen ist hoch, zum Teil straßenbildprägend. Die Situation im „Kleebungert“ veranschaulicht dies besonders gut.

An Laubgehölzen sind sowohl heimische wie auch verschiedene Zierarten vorhanden. Neben der Birke als häufigster Laubbaum im Ort treten vor allem Eschen, Silberweiden und Stieleichen auf. Die Eschen sind besonders auffällig in der Straße „Zum Brünnchen“, die Silberweiden stehen vor allem an der Sieg.

Obstgehölze, die das Ortsbild in vielen Dörfern entscheidend prägen, sind in zahlreichen Gärten vorhanden.

Plan: Freiraumstruktur – Bestand
Plan: Schutzzonen

Zusatz – Einfriedungen

Bestand:

  • unterschiedliche Arten an Einfriedungen innerhalb des ortes mit sehr großer Bandbreite und unruhigen Charakter

Ziel:

  • ruhiger Charakter, homogenes Bild, Reduktion au wenige Einfriedungsarten, straßenweise Einheitlichkeit
  • Zäune / Mauern: Reduktion auf wenige verschiedene Typen
  • Hecken: größere Vielfalt, mehr heimische Laubgehölze
  • Wahl der Einfriedung zum Stil des Gebäudes passend, z.B. Holzlattenzäune vor Fachwerk, einfache Mauern oder Zäune (Holz, Metall) vor den neuen Gebäuden