Untersuchungsraum

2.1 Lage im Raum

Die Stadt Hennef und der Ortsteil Weldergoven liegen in einem Landschaftsraum, in dem mehrere naturräumliche Einheiten aufeinandertreffen. Für solche Grenzlandschaften ist eine hohe und reizvolle Vielfalt an landschaftlichen Strukturen und natürlichen Gegebenheiten kennzeichnend.

Die Lagegunst Weldergovens wird begründet durch diese landschaftsräumlichen Vorzüge, bei gleichzeitiger Nähe zum Hauptsiedlungsbereich von Hennef, der weniger als 1 km und dem Zentrum Hennef, das 2 km entfernt liegt. Der Bahnhof Hennef und zukünftig auch der Haltepunkt Hennef-Ost, der in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar sein wird (von der Dorfmitte 550 m, vom Siedlungsrand 250 m) bieten gute Verbindungen nach Köln und Siegen. Der geplante 20-Minuten-Takt stellt ein leistungsfähiges Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs dar, das durch die örtliche Busbedienung noch unterstützt wird.

Die Anschlussstelle der Autobahn A 560 liegt in unmittelbarer Nähe. Hierüber sind Bonn und die A3 Richtung Köln/Oberhausen bzw. Frankfurt in kurzer Zeit zu erreichen. Die B 478, die B 8 und die L 333 schließen Weldergoven nach Norden, Osten und Süden an. Diese Verkehrsinfrastruktur prägt neben der attraktiven landschaftsräumlichen Situation den Untersuchungsraum und trägt zu der besonderen Nachfrage nach Wohnraum bei. Die Voraussetzungen sind verantwortlich für den siedlungsräumlichen Druck, der das Dorf Weldergoven zu einem Ort zwischen Stadt und Land entwickelt hat.

2.2 Abgrenzung

Das engere Untersuchungsgebiet umfasst die Dorflage und einen nach Süden und Osten zu qualifizierenden Randbereich. Es berücksichtigt die Grenze des Siegauenprogramms und der Rahmenplanung Hennef-Ost. In diesem engeren Untersuchungsgebiet werden sämtliche Inhalte analysiert und bewertet, hierauf ist auch das Maßnahmen- und Gestaltungskonzept für Weldergoven bezogen.

Das Dorferneuerungskonzept würde jedoch aufgrund dieser räumlich engen Abgrenzung seinen formulierten Ansprüchen nicht gerecht werden, bezöge man die angrenzenden Landschaftsräume nicht mit ein. Deshalb wurden die räumlich-funktionalen und ökologischen Abhängigkeiten zwischen Weldergoven und seinem Umfeld und die Einbindung der Maßnahmen in den angrenzenden Raum untersucht und dargestellt.


Plan: Der Untersuchungsraum
2.3 Naturräumliche Zusammenhänge und ökologische Grundlagen

Das Planungsgebiet im Osten der Stadt befindet sich am äußersten westlichen Rand des Mittelsieg-Berglandes. Die Siegaue und ihre begleitenden Berg- und Hügelketten werden diesem Naturraum zugerechnet. Durch die Randlage Weldergovens in diesem Naturraum und die Nähe zu anderen naturräumlichen Einheiten ergibt sich im Gebiet eine gewisse Mischung der charakteristischen naturräumlichen Merkmale. Bei den angrenzenden Naturräumen handelt es sich um die „Bergischen Hochflächen“ im Norden, die „Köln-Bonner-Rheinebene“ im Westen und das „Untere Mittelrheingebiet“ im Süden.

Das Klima des Untersuchungsgebietes ist von atlantisch-ozeanischer Prägung. Die jährlichen Niederschläge erreichen Werte zwischen 900 mm und 1200 mm pro Jahr. Die jährliche Schwankung der Lufttemperatur liegt bei 16-17 Grad/Celsius. Zusammen mit einer gemäßigten Jahresmitteltemperatur von ca. 9 Grad/Celsius bedeutet dies eine lange Vegetationsperiode sowie milde Winter und nicht zu heiße Sommer.

Plan: Naturräumliche Einordnung

Die Bodenarten sind gekennzeichnet vom Typus der Braunerde mit überwiegend schweren, tonigen bis lehmigen Böden. Örtlich, vor allem auf den Terrassen der Sieg wird die Bodengüte durch eiszeitlich angewehten Löß erheblich verbessert. Die Böden sind im allgemeinen flachgründig, der Gesteinsuntergrund häufig wasserundurchlässig, so dass anfallendes Niederschlagswasser nur in sehr geringem Umfang gespeichert wird. Die Quellschüttungen und der Gewässerabfluss sind daher in starkem Maße niederschlagsabhängig und unterliegen beträchtlichen Schwankungen. Dies führt dazu, dass das Siegtal trotz sehr hoher Niederschläge wasserwirtschaftlich gesehen als Wassermangelgebiet eingestuft wird. Im Bereich des Siegtales kommen Auengleye vor, sandige Lehmböden über lehmigen Tonböden entstanden aus Flussablagerungen (Alluvium).

Die Landschaft im Osten von Hennef ist geprägt von landwirtschaftlicher Nutzung. Die Tallagen, insbesondere die Siegaue, die Weldergoven von Norden und Osten her umschließt, sind überwiegend von Grünlandflächen bedeckt. Auf den flacher geneigten Hängen und Kuppen der umgebenden Hügel wird Ackerbau betrieben – so auch auf dem von Südosten ausstreifenden Hossenberg, einer Aufragung des devonischen Grundgebirges, auf deren äußersten nördlichen Ausläufern sich die Ortslage Weldergoven befindet.

Der Grundgebirgssockel des Hossenbergs bildet, von Weldergoven ausgehend, nach Südosten hin reich an Höhe zunehmend, eine deutlich ausgeprägte, steile Hangkante zum Siegtal (Prallhang der Sieg) hin aus. Diese ist gehölzbestanden. Größere, zusammenhängende Waldgebiete grenzen im Norden an den Untersuchungsraum an.

2.4 Planungsvorgaben

Der Gebietsentwicklungsplan für den Regierungsbezirk Köln weist für den Untersuchungsraum Agrarbereich aus. Eine Planänderung (12.) für den Wohnsiedlungsbereich Hennef-Ost einschließlich der Darstellung des S-Bahn-Haltepunktes wird derzeit von der Bezirksregierung Köln durchgeführt. Weldergoven ist dabei als bestehender Wohnsiedlungsbereich (besiedeltes Gebiet) dargestellt.

Im Flächennutzungsplan der Stadt Hennef ist die alte Dorflage als gemischte Baufläche und der übrige Bereich eng um den Bestand begrenzt als Wohnbaufläche ausgewiesen. Nach Westen und Süden grenzen Flächen für die Landwirtschaft an.

Bild: Die Sieg

Hauptvorfluter und landschaftsprägendes Gewässer ist die Sieg. In Form des Sieg-Auen-Programms liegt ein Konzept für die Erhaltung der Sieg-Aue als eine naturnahe Landschaft vor. Der gültige Flächennutzungsplan der Stadt Hennef weist im Bereich Weldergoven das Siegtal einschließlich der steilen Hangkante des Hossenbergs als Landschaftsschutzgebiet aus. Im Entwurf zum Landschaftsplan Nr. 9 der Stadt Hennef „Uckerather Hochfläche“ gehen die Vorstellungen über die Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten weiter als im Flächennutzungsplan der Stadt Hennef: die gesamte Ortslage einschließlich der landwirtschaftlichen Nutzflächen bis hin zur Bahnlinie im Süden bzw. bis zur Bröltalstraße (B 478) im Westen sind hier als Landschaftsschutzgebiet vorgesehen. Auch ist hier das südwestlich des Ortes auf einer Geländestufe gelegene Feldgehölz als ein „geschätztes Landschaftsbestandteil, flächenhaft“ vorgeschlagen, dieses fällt bisher durch die Landschaftsschutzverordnung unter die Kategorie Landschaftsschutzgebiet.

Der Dondorfer See im Südosten Weldergovens ist mit seinen Uferzonen als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Als Überschwemmungsgebiet ist die Siegaue festgesetzt. Der Überschwemmungsbereich der Sieg geht im Nordwesten Weldergovens nahe an die Ortslage heran.

Innerhalb der Ortslage gibt es zwei rechtswirksame Bebauungspläne (05.01 „Auf der Harth“ und 05.03. „im Dreckstück“) die bereits 1977 (!) bzw. 1992 (05.03) Planungsrecht für die neuen Wohnsiedlungsbereiche im Süden und Westen geschaffen haben.

Der Bebauungsplan 05.02 „In den Irlen“ betrifft die noch nicht bebaute Nord-West-Ecke Weldergovens und befindet sich im Verfahren. Das Bauleitplanverfahren mit dem Ziel der Wohngebietsausweisung ist zunächst nicht weitergeführt worden, um die Belange der Wasserwirtschaft, besonders die Größe des zu schaffenden Retentionsraumes weiter zu prüfen und die laufenden Untersuchungen (Rahmenplanung Hennef-Ost und Dorfentwicklungskonzept Weldergoven) in die Planüberlegungen einbeziehen zu können.

Eine weitere Planungsvorgabe ist das Stadtentwicklungskonzept Hennef. Hierzu hat der Rat der Stadt Hennef am 15.06.1998 folgendes Leitbild beschlossen:

„Entwicklung Hennefs in der Dualität von Stadt und Land“ mit den Zielen:

  • Stadt stärken, wo Stadt ist,
  • ländlichen Raum bewahren,
  • Stadt am Fluss herausarbeiten,
  • Zentrum stärken,
  • Bebauung konzentrieren,
  • Freiraum schützen,
  • Dörfer erhalten und „stützen“
  • eine Stadt, in der man arbeitet und lebt gestalten,
  • den vorhandenen Gemeinschaftssinn der Bürgerschaft fördern,
  • Hennef auf der Grundlage von Tradition und Aufgeschlossenheit weiterentwickeln,
  • die Zukunft der Jugend durch ein umfassendes Bildungs-, Kultur- und Sportangebot sichern.

Weiterhin hat der Rat beschlossen, ein behutsameres Wachstum als in den letzten 10 Jahren anzustreben, die Entwicklungspotentiale zu begrenzen und sich bei der Siedlungsentwicklung in erster Linie auf den „Zentralort“ einschließlich „Hennef-Ost“ zu konzentrieren.

Der Rat beschloss im einzelnen:

„Eine Einwohnerzahl von rund 47.000 im Jahr 2010 der mittelfristigen Entwicklung Hennefs zugrunde zu legen. Als Entwicklungsperspektive werden insgesamt rund 50.000 Einwohner angestrebt.

Eine behutsame Siedlungsentwicklung mit dem weitgehenden Erhalt des bestehenden Stadtgefüges, die den Grundsätzen der Lokalen Agenda 21 folgt.

Die Siedlungsentwicklung ist dabei in erster Linie auf den „Zentralort Hennef“ einschließlich Hennef-Ost zu konzentrieren. Der Siedlungsbereich Uckerath soll gestärkt werden. Die Dorflagen sollen gesichert und ihre Eigenentwicklung gestützt werden. Die Siedlungsentwicklung wird im wesentlichen auf die dargestellten Flächenpotentiale beschränkt. Eine weitere Inanspruchnahme von Freiraum soll vermieden werden.“

Für Weldergoven bedeutet dieser Sachstand die nachhaltige Unterstützung der Ziele des Dorfentwicklungskonzeptes.

Zur städtebaulichen Rahmenplanung Hennef-Ost wurden bereits im Kapitel 1. Einleitung, Rahmenbedingungen Ausführungen gemacht. Darüber hinaus wird sie den stadtentwicklungsrelevanten Vorgaben bei der Detaillierung der Planinhalte in der 2. Bearbeitungsstufe Rechnung tragen.

Plan: Städtebauliche Rahmenplanung Hennef-Ost, Stand Mai 1997